NICHTTECHNISCHE PROJEKTZUSAMMENFASSUNG
Titel des Projekts
Einfluss von Nano- und Mikroplastik auf die Immunantwort des Darms, die Magen-Darm-Homöostase und die Pathologie entzündlicher Darmerkrankungen
Kennung der NTP
NTS-DE-407344 v.1, 28-12-2023
Nationale Kennung der NTP
Das Feld wird nicht veröffentlicht.
Land
Deutschland
Sprache
de
Übermittlung an die EU
Das Feld wird nicht veröffentlicht.
Ja
Projektdauer in Monaten
60
Schlüsselbegriffe
Mikroplastik
Entzündliche Darmerkrankungen
Intestinales Immunsystem
Intestinale Makrophagen
Projektziel(e)
Grundlagenforschung: Gastrointestinales System, einschließlich Leber
Grundlagenforschung: Immunsystem
Ziele und zu erwartender Nutzen des Projekts
Beschreiben Sie die Projektziele (z. B. Erforschung wissenschaftlicher Unbekannter oder Deckung eines wissenschaftlichen oder klinischen Bedarfs).
Im letzten Jahrhundert ist Kunststoff zu einem allgegenwärtigen Material geworden. Die Langlebigkeit von Kunststoff, die ihn so beliebt gemacht hat, stellt nun jedoch ein Problem von bisher ungeklärtem Ausmaß dar. Während die Anhäufung von makroskopischen Kunststoffabfällen unumstritten ein bedeutendes Umweltproblem darstellt, wurde erst in den letzten zehn Jahren erkannt, dass kleinere Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 5 mm eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen können. Diese kleineren Partikel werden je nach Größe als Nano- und Mikroplastik (NMP) eingestuft. Unser derzeitiges Wissen über die Auswirkungen einer chronischen NMP-Exposition auf den Organismus ist sehr begrenzt. Genaue Informationen über die zugrundeliegenden Mechanismen von Aufnahme und Verteilung von NMPs im Gewebe sowie den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken liegen jedoch nicht vor. Vorläufigen Daten aus unserem Labor deuten darauf hin, dass NMP-Partikel mit einer Größe von 50 und 500 nm vom Darmgewebe aufgenommen werden können, wobei die Mechanismen und die Kinetik des Eindringens noch unklar sind. In Anbetracht der ausgeklügelten Selektionsmechanismen des Darmepithels ist es wahrscheinlich, dass ein großer Teil der aufgenommenen NMPs nicht absorbiert, sondern stattdessen ausgeschieden wird. Hier fehlen allerdings Daten über den genauen Anteil der NMPs, die schlussendlich in den Organismus gelangen. Die mangelnden Daten über die Bioverfügbarkeit und Aufnahme von NMPs im Darm erschweren die Bewertung des potenziellen Risikos, das die derzeitige Kunststoffbelastung für die menschliche Gesundheit darstellt. Wir möchten diese Mangel an Wissen beheben und mit den hier beschriebenen Experimenten den Anteil der über den Darm aufgenommenen Kunststoffpartikel in vivo quantitativ und qualitativ bestimmen. Darüber hinaus werden wir die Auswirkungen einer chronischen NMP-Exposition auf das Immunsystem des Darms und die Magen-Darm-Funktion untersuchen. Hierbei stehen auf zellulärer Ebene vor allem verschiedenen Populationen an Darmmakrophagen im Fokus. Ein weiterer Projektteil hat zum Ziel, die Rolle einer NMP-Belastung bei Entstehung und Verlauf von entzündlichen Darmerkrankungen zu beschreiben
Welcher potenzielle Nutzen dürfte sich aus diesem Projekt ergeben? Erläutern Sie, wie das Projekt die Wissenschaft voranbringen oder welcher Nutzen sich letztlich für Menschen, Tiere oder die Umwelt ergeben könnte. Bitte gegebenenfalls zwischen kurzfristigem Nutzen (während der Projektlaufzeit) und langfristigem Nutzen (der sich nach Abschluss des Projekts ergeben könnte) unterscheiden.
Die Akkumulation von Mikro- und Nanoplastik in der Umwelt und die Anreicherung der Partikel in der Nahrungskette sind ein gesundheitliches Problem von bisher schlecht verstandenem Ausmaß. Mit den hier beantragten Versuchen möchten wir Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich NMPs im Körper verteilen, welche Rolle hierbei die immunologischen Prozesse in der Darmbarriere spielen, und welche Auswirkungen die Wechselwirkungen von Plastik mit dem lokalen Immunsystem im Darm auf den Verlauf von entzündlichen Darmerkrankungen haben. Mit diesen Erkenntnissen können wir dazu beitragen, die gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier durch die allgegenwärtige Plastikexposition besser einzuschätzen. Diese Einschätzung ist entscheidend dafür, um geeignete Maßnahmen treffen zu können, die zum Schutz von negativen Auswirkungen von Plastik auf die Gesundheit beitragen. Bisher ist z.B. nicht bekannt, inwiefern Patienten chronischer entzündlicher Darmerkrankungen auf die vermehrte Plastikexposition reagieren. Unser Projekt könnte möglicherweise auch dazu beitragen, in diesem Bereich neue Leitlinien oder Diagnostiken zu entwickeln.
Zu erwartender Schaden
Bei welchen Verfahren werden die Tiere üblicherweise verwendet (z. B. Injektionen, chirurgische Eingriffe)? Geben Sie die Anzahl und die Dauer dieser Verfahren an.
Die Tiere erhalten intraperitoneale Injektionen, um mittels Antikörpern vorhandene Makrophagen zu deletieren. Außerdem wird den Tiere mehrmals über mehrere Monate hinweg Mikroplastik per oraler Gavage verabreicht. Bei manchen Tieren wird durch die Gabe von DSS im Trinkwasser oder die Verabreichung von Citrobacter rodentium eine chemisch bzw. bakteriell induzierte Darmerkrankung ausgelöst, was als Modell für entzündliche Darmerkrankungen im Menschen dient. Einige Tiere erhalten unter Vollnarkose und Gabe von Schmerzmitteln einen Eingriff, bei dem der Dünndarm zu einer Schleife gebunden wird, und in diese Schleife fluoreszente Plastikpartikel injiziert werden (ileal loop), um so die Passage von Plastik über die Darmwand zu untersuchen. Alle Tiere werden nach Abschluss der Versuche in tiefer Narkose getötet und Blut und Organe zur Analyse gewonnen.
Welche Auswirkungen/Schäden sind für die Tiere zu erwarten (z. B. Schmerzen, Gewichtsverlust, Inaktivität/eingeschränkte Mobilität, Stress, ungewöhnliches Verhalten) und wie lange halten diese Auswirkungen an?
Bei Injektionen und oraler Gavage am wachen Tier entstehen kurzzeitige Schmerzen durch den einzelnen Nadelstich sowie Stress durch die dazu notwendige Fixierung in der Hand. Die Operation für den ileal loop findet unter Vollnarkose statt und ist analgetisch abgedeckt, die Belastung entsteht vornehmlich durch Aufwachphase nach der Narkose. Bei den Modellen für die Darmerkrankungen ist die Belastung vergleichbar mit einer Kolitis beim Menschen: Bauchschmerzen, Unwohlsein, verminderter Appetit und damit verbundene geringere Nahrungsaufnahme sowie Gewichtsverlust. Hierbei werden Schmerzen durch vorsorgliche Analgesie gemindert. Die Symptome werden für etwa 10 Tage beim DSS Modell bestehen. Beim Citrobacter Modell werden wahrscheinlich keine sichtbaren Krankheitssymptome auftreten. Die Tötung der Tiere findet schmerzfrei in Vollnarkose statt, Belastungen entstehen hierbei bei der Einleitung der Narkose bzw. die Injektion des Narkosemittels.
Welche Arten sollen verwendet werden und wie hoch ist die Anzahl der zu verwendenden Tiere? Welche Schweregrade werden erwartet und wie hoch ist die Anzahl der Tiere je Schweregrad (nach Art)?
Art
Gesamtzahl
Geschätzte Anzahl je Schweregrad
Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion
Gering
Mittel
Schwer
Mäuse (Mus musculus)
834
76
0
758
0
Was geschieht mit den am Leben bleibenden Tieren am Ende des Verfahrens?
Art
Geschätzte Anzahl der Tiere, die erneut verwendet, in den Lebensraum/das Haltungssystem zurückgebracht oder privat untergebracht werden.
Erneut verwendet
Zurückgebracht
Privat untergebracht
Begründen Sie den geplanten Verbleib der Tiere nach Abschluss des Verfahrens.
Alle Tiere werden nach Abschluss der Experimente schmerzfrei unter Vollnarkose getötet.
Anwendung des Grundsatzes der Vermeidung, Verminderung und Verbesserung (3R-Prinzip)
1. Vermeidung
Geben Sie an, welche tierversuchsfreien Alternativen in diesem Bereich verfügbar sind und warum sie nicht für die Zwecke des Projekts angewendet werden können.
Das Immunsystem des Darms ist ein hochdifferenziertes System, bei dem eine Vielzahl von Zellen in unterschiedlichen Geweben koordiniert zusammenwirken. Die Differenzierung von einzelnen Zellpopulationen sowie deren Immunantwort in den verschiedenen Gewebsschichten des Darms wird durch die zellspezifische Steuerung von Genen und Signalwegen in einem zeitlich und örtlich genau festgelegten Rahmen reguliert. Das Zusammenspiel dieser Zellpopulationen in verschiedenen Geweben kann in vitro nicht abgebildet werden. Darüber hinaus sind ex vivo Untersuchungen nicht möglich, da kontinuierliche Wechselwirkungen von Zellen den Immunsystems mit dem direkt anliegenden Gewebe sowie über Signalvorgänge mit weiter entfernten Geweben (wie zB Knochenmark, Lymphknoten) stattfinden. Diese Wechselwirkungen zu unterbrechen würde für die Fragestellungen des hier vorgestellten Projekts keine verwertbaren Erkenntnisse liefern. Es werden weiterhin chronische NMP-Exposition sowie pathologische Veränderungen des Darms untersucht, was nicht in vitro nachzustellen ist. Darüber hinaus wird in diesem Projekt die ?Pharmako?-Dynamik und -kinetik von NMPs innerhalb eines vollständigen Organismus untersucht. Es existiert leider bisher keine Alternativmethode, mit der solche Vorgänge außerhalb eines Tiermodells untersucht werden können.
2. Verminderung
Erläutern Sie, wie die Anzahl der Tiere für dieses Projekt festgelegt wurde. Beschreiben Sie die Schritte, die unternommen wurden, um die Anzahl der zu verwendenden Tiere zu verringern, sowie die Grundsätze für die Konzeption von Studien. Beschreiben Sie gegebenenfalls die Praktiken, die während des gesamten Projekts angewandt werden, um die Anzahl der Tiere, die entsprechend den wissenschaftlichen Zielen verwendet werden sollen, so gering wie möglich zu halten. Diese Praktiken können z. B. Pilotstudien, Computermodelle, die gemeinsame Nutzung von Geweben und die erneute Verwendung umfassen.
Es wurde eine mit statistischen Verfahren untermauerte Abschätzung der Tierzahlen durchgeführt, um sicherzustellen das die Anzahl der Tiere ausreichend ist, um relevante Daten zu sammeln, aber gleichzeitig so gering wie möglich ist. Die Versuche wurden technisch so gestaltet, dass möglichst viele Analysen an einem Tier durchgeführt werden und Gewebe für weitergehende Untersuchungen konserviert werden kann.
3. Verbesserung
Nennen Sie Beispiele für spezifische Maßnahmen (z. B. verstärkte Überwachung, postoperative Betreuung, Schmerzbehandlung, Training der Tiere) in Bezug auf die Verfahren, um die Auswirkungen auf das Wohlergehen der Tiere (Schäden) so gering wie möglich zu halten. Beschreiben Sie die Mechanismen zur Einführung neuer Verbesserungsmethoden während der Projektlaufzeit.
Die Haltung der Tiere, die Art der durchgeführten Experimente sowie die Überwachung der Tiere werden so gestaltet, dass die Belastung minimiert wird. Die Versuchstiere werden so engmaschig wie nötig aber so wenig wie möglich kontrolliert, um den Stress zu minimieren. Die Überwachung durch die Wissenschaftler erfolgt per Score Sheet, zusätzlich erfolgen tägliche Sichtkontrollen durch die Tierpfleger. Bei Auftreten von Belastungen werden Maßnahmen unverzüglich ergriffen, die Überwachung angepasst, sowie das weitere Vorgehen mit Projektleitung und zuständigem Tierarzt besprochen.
Bitte erläutern Sie die Wahl der Arten und entsprechenden Lebensabschnitte.
Die Entwicklung und Funktion von Makrophagen sind im Wesentlichen konserviert und ähnlich zwischen Mäusen und Menschen. Daher sind die hier geplanten Studien an Mäusen grundsätzlich auf den Menschen übertragbar. Zudem gibt eine hohe Verfügbarkeit von Reagenzien (z.B. monoklonale Antikörper), die speziell für die Analyse von Makrophagen in Mäusen entwickelt wurden. Mäuse eignen sich hervorragend für die genetische Manipulation, um die Rolle spezifischer Gene bei der Entwicklung und Funktion von Makrophagen zu untersuchen. Die hier benötigten genetischen Manipulationen sind so nur in der Maus vorhanden (fluoreszenzmarkierte Reporterlinien, pharmakologisch induzierbare Deletion von Zellpopulationen). Das Mausmodell ist daher das geeignetste Tiermodell, um die hier vorgesehenen Fragestellungen zu untersuchen. Es werden adulte C57Bl6/J Mäuse im Alter von 8-12 Wochen verwendet. Für den Großteil der Analysen werden männliche und weibliche Mäuse möglichst in ausgeglichenem Verhältnis eingesetzt, da wir keine Erkenntnisse haben, dass ein Geschlecht für die geplanten Experimente nicht geeignet sein könnte.
Für die rückblickende Bewertung vorgeschriebenes Projekt
Projekt für RB vorgeschrieben?
Frist für RB
Gründe für die rückblickende Bewertung
Umfasst schwere Verfahren
Verwendung von nichtmenschlichen Primaten
Anderer Grund
Erläuterung des anderen Grundes für die rückblickende Bewertung
Zusätzliche Felder
Nationales Feld 1
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Nationales Feld 2
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Nationales Feld 3
Das Feld wird nicht veröffentlicht.
Nationales Feld 4
Das Feld wird nicht veröffentlicht.
Nationales Feld 5
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Projektbeginn
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Projektende
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Datum der Projektgenehmigung
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ICD-Code 1
Das Feld wird nicht veröffentlicht.
ICD-Code 2
Das Feld wird nicht veröffentlicht.
ICD-Code 3
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Link zur vorherigen Version der NTP außerhalb des Systems der Europäischen Kommission